Liebe
Leserinnen, liebe Leser,
Dieser Tage hat mir Sybille (37) eine Anfrage gestellt. Die
Bauingenieurin arbeitet als Projektleiterin in einem Statikbüro. Ihr
Thema: der Zweifel.
Anliegen:
Lieber Herr König,
Ich langweile mich mit meiner Arbeit und möchte was anderes tun. Ich
bin sowohl offen dafür, innerhalb der Branche etwas anderes zu machen.
Ich kann mir aber auch vorstellen, etwas ganz Neues zu beginnen –
Hauptsache, das Team stimmt und die Aufgaben sind spannend. So weit bin
ich mit mir einig. Aber ich
komme nicht zu Potte. Immer wenn ich eine passende Ausschreibung gefunden hab,
zweifle ich an mir. Dann denke
ich, „Das schaffe ich nie.“ Woher
kommt das unschlüssige Verharren, denn eigentlich weiß ich ja, wie ich
vorgehen müsste? Was mache ich falsch?
König
sagt:
Liebe Sybille,
die Energie folgt den Gedanken. Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit dem Zweifeln
schenken, werden diese wachsen. Selbstverständlich können Sie Ihre Zeit zudem dafür
einsetzen, zu ergründen, woher das Zaudern kommt. Sie können sich monatelang, ja sogar das ganze
Leben lang Gedanken darüber machen, was Sie falsch machen, falsch gemacht
haben. Welche Weichen wann falsch gestellt worden sind. Oder wem Sie die Schuld
dafür geben möchten. Nach einer solchen Analyse werden Sie vieles über sich und
das Leben wissen und einiges erzählen können.
Sie verstehen, worauf ich hinaus möchte? Sie wissen genau, was Sie wollen.
Sie haben Ihre Entscheidung getroffen. Weil Sie allerdings Ihre Aufmerksamkeit auf
Ihre Zweifel lenken, nicht auf Ihre Kompetenzen und die Aktivierung, lähmen,
sabotieren Sie sich. Daran kann man verzweifeln, in der Tat. Jedoch bitte ich
Sie: Bleiben Sie zuversichtlich. Bedenken Sie: Zweifeln ist etwas sehr Verbreitetes,
Vertrautes, das kennt, sagen wir mal, fast jeder Dritte. Sagen Sie dem Zweifel
fröhlich „Guten Tag“ und lassen Sie ihn weiterziehen.
Wenn Sie sehr an Ihren Zweifeln hängen, empfehle ich Ihnen folgendes: Lernen Sie Ihr Inneres Team kennen.
Ihr Inneres Team sind die inneren Stimmen, das vielstimmige Gefühls-Kuddelmuddel,
das unsere Entscheidungen, unser Tun in Unruhe bringt.
Lassen Sie die einzelnen Stimmen auftreten, hören Sie sich diese an.
Stellen Sie sich Ihr Innerstes als Bühne vor. Bitten Sie zunächst die Teilnehmer der Abteilung Zweifel aufzutreten. Geben Sie den zweifelnden Gedanken eine Gestalt. Stellen Sie beispielsweise den Gedanken "Das schaff ich nie" als Kind mit hängenden Schultern auf die Bühne. Geben Sie der Figur einen Namen, etwa Nelly "die Verzagte". Nehmen Sie den nächsten Gedanken, etwa "Du bist doch verrückt, einen guten Job aufzugeben, ohne zu weissen, was Dich andernorts erwartet". Geben Sie auch diesem eine Gestalt (etwas die Figur eines Lehrers) und benennen Sie ihn. vielleicht "Maxi-Mahni". Rufen Sie alle Ihre Zweifel auf die Bühne, den Hüter ebenso wie den Widersacher.
Als zweiten Schritt erweitern Sie die BÜhne, Machen Sie Platz, um Ihre Protagonisten der Abteilung "Zuversicht" und "Aktivierung" auftreten zu lassen, Etwa die Vorfreude und die Neugierde auf neue Aufgaben, auf ein neues Team. Formulieren Sießs geben Sie den Gedanken Gestalt. Etwa mit "Sexihexi", die meint "Das wäre ja gelacht!" Oder bitten Sie den, Felix "Glückspilz" auf die Bühne, der strahlt: "Ich habe immer Glück". Lassen Sie zusätzlich Ihre Erfahrungen auftreten. Benennen Sie, was Sie schon alles gleistet haben, worin Sie gut sind. Schauen Sie sich das Schauspiel an. Führen Sie Regie, vergeben Sie Haupt- und Nebenrollen, besetzen Sie gegebenenfalls die Hauptrollen neu.
Erweitern Sie das Ensemble und rufen Sie die Macherin "Action Powerlady" auf die Bühne, statten Sie diese mit all den Fähigkeiten aus, die sie braucht, um die Aufgaben anzupacken.
Der dritte Schritt: Machen Sie sich eine Liste, und entscheiden Sie, bis wann was wie zu tun ist.
Der Extra-Tipp von Gunter König:
Ein Tipp zur Unterhaltung und zum Sinnieren: Schauen Sie auf Youtube
Videos in der Rubrik Steintürme oder Steintürmchen an. Nicht nur Bauingenieure
werden sich daran freuen, wie ein Bauwerk steht, wenn erst einmal die innere
Balance erreicht ist
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
meine
herzliche Bitte an Sie: Schreiben Sie mir, erzählen Sie mir von
Ihren
Konstellationen. Gerne auch ausführlich – ich merke, ich kann dann aus dem
Vollen schöpfen, wenn ich eine konkrete Situation vor Augen habe.
Ich wünsche gutes Gelingen im Umgang mit Zweifeln und beim Fokussieren von
Zuversicht. Wenn ich einen Beitrag dazu leisten darf - Sie wissen ja: Ich freu
mich auf ein Gespräch.
Herzlich grüßt mit Freude
Ihr Gunter König
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