Dienstag, 14. August 2012

Glücklich wenn die Tage fließen, wechselnd zwischen Freud’ und Leid, zwischen Schaffen und Genießen, zwischen Welt und Einsamkeit.


KönigsImpulse im August


Eine Handreichung für Führende und Menschen, die sich entfalten wollen. Die KönigsImpulse dienen der Inspiration, dem Dranbleiben und Innehalten.




„Die große Welle vor der Küste bei Kanagawa“ von Katsushika Hokusai (葛飾 北斎)
 

Glücklich wenn die Tage fließen, wechselnd zwischen Freud’ und Leid, zwischen Schaffen und Genießen, zwischen Welt und Einsamkeit.   

Johann Wolfgang von Goethe
                                                                       

Guten Tag!

Bewusst genießen! Als ich zu Jahresbeginn dieses Thema für  den August festgelegt hatte, war der Urlaub noch in weiter Ferne. Jetzt freue ich mich daran, frei und unbeschwert die Tage verbringen zu können.

Die freien Tage verbinden die meisten Menschen ganz selbstverständlich mit Genuss. Das zu tun, was einem in den Sinn kommt, Freunde besuchen und welche einladen, in der lähmenden  Hitze eines heißen Sommertages im Schatten von Bäumen zur Ruhe kommen; an lauen Abenden sich munden lassen, was frisch aus Bauerngärten geerntet wurde; sich ganz der Musik hingeben (etwa dem Song  Summertimes von Ella Fitzgerald - wundervoll, von träger Sinnlichkeit durchdrungen) und das Leben in seiner Fülle genießen.

Jetzt im Sommer ist Zeit dafür.

Zeit. Das ist die eine Zutat, die der Genuss braucht.

Sich die Zeit nehmen, etwa, um ein Eis zu genießen.

Eis lässt sich gierig verschlingen. Eis kann aber auch langsam gekostet - ausgekostet - werden: Die Kälte auf der Zunge spüren, schmecken, wie die Aromen  den Mund, den Gaumen und die Nase füllen.  Wer so isst, versorgt seinen  Körper nicht nur mit Nährstoffen, wer mit Genuss isst, füllt zudem seine Seele mit Lebensfreude.

Sie erkennen: Die zweite und die dritte Zutat zum Genuss  sind die Sinne und die Aufmerksamkeit.

Zeit, Sinne und Aufmerksamkeit - die Zutaten  zum Glück im Augenblick sind immer da.

Auch jetzt. Genau jetzt in diesem Augenblick.

Enstpannen Sie sich.

Lehnen Sie sich zurück und atmen Sie bewusst.

Folgen Sie Ihrem Atem mit Aufmerksamkeit.

Das Aus- und Einatmen geschieht ganz allein.

Das Leben sorgt für sich.

Spüren Sie, wie Sie sitzen, wo der Körper den Stuhl berührt.

Setzen Sie beide Füße  nebeneinander auf den Boden.

Kommen Sie zur Ruhe.

Gehen Sie Ihre Sinne durch:

Was sehen Sie? Was ist schön daran?

Was hören Sie? An was erinnert Sie das?

Riechen Sie etwas?

Haben Sie noch von etwas Gegessenem einen Geschmack im Mund?

Was fühlt  Ihre Haut?

Wer genießt, kann die Außerordentlichkeit des Alltags erkennen, die Wunder, die das Leben bereithält.  Da flattert ein verirrter Schmetterling in der Straße vorbei, das Rascheln des Seidenrocks der Kollegin ist zu hören, beim Betreten des Kinos liegt der Duft von Popcorn in der Luft.

Zeit, Sinne, Aufmerksamkeit. Ganz einfach! Oder?

Auch ich vergesse das manchmal. Und bin dann vom Glück überrascht, wenn es wie ganz von selbst zu mir kommt. So wie dieser Tage, als ich mit dem Rad nach Braunsbach zu einem Vortrag  über jiddische Sprache fahren wollte.  Aber beim Radeln zwackte es im Oberschenkel. Als eine Bank kam, rastete ich. Wenig später lag ich am Hang auf der Wiese in der Abendsonne und las in einem Buch („Das Spinoza-Problem“):

"Sehen Sie. Alle sind in Bewegung. Sie hasten hin und her. Den ganzen Tag, ihr ganzes Leben lang. Mit welchem Ziel? Reichtum? Ehre? Sinnenlust? Solche Ziele weisen ganz sicher in die falsche Richtung."

"Warum?"

"Solche Ziele vervielfältigen sich. Jedes Mal, wenn ein Ziel erreicht ist, brüten sie nur weitere Bedürfnisse aus. Folglich noch mehr Hasten, noch mehr Suchen, ad infinitum.  Der  wahre Weg zu unvergänglichem Glück muss anderswo liegen."

So weit für heute.

Üben macht den Meister - auch beim Genießen.

Ich wünsche  Ihnen eine genussvolle Übungspraxis.

Und wenn Sie sich mit mir unterhalten möchten, wo Ihr Weg zum Glück zu finden ist - Sie wissen ja: Ich freu' mich auf ein Gespräch mit Ihnen.



Ihr Gunter König

Mittwoch, 8. August 2012

Eigentlich wollte ich nur feiern

Eigentlich wollte ich nur feiern: „30 Jahre psychologische Beratung durch Gunter König in Schwäbisch Hall.“ Und dann geschah so viel mehr. . .


Das hatte ich mir so schön ausgemalt: Mit Freunden und Weggefährten, mit Kunden und Kollegen das Geleistete würdigen und schöne Stunden miteinander verbringen.
Dass es ungewöhnlich ist, als Freiberufler zu einem solchen Fest einzuladen, darüber war ich mir schon klar. Meist sind es ja größere Unternehmen, die solche Jubiläen feiern. Ich habe mir bewusst   diese Freiheit genommen – manche Regeln wollen immer wieder neu interpretiert werden. Und jetzt, Wochen nach dem Fest, bin ich überzeugt, dass  jeder, der im Beruf steht, das immer wieder machen sollte. Es ist wie eine Neujustierung im beruflichen Leben und im Selbstverständnis. Es ist außerordentlich, was ausgelöst wurde. Doch der Reihe nach.

Damit meine Gäste wohlgestimmt feiern und gerne daran zurück denken, hatte ich mit Zeit  für die Vorbereitung genommen. Diesen Tipp gebe ich gerne weiter – denn, Sie wissen ja - Vorfreude ist ein schöner Teil der Freude. Es lohnt sich aus vielerlei Gründen, sich Gedanken zu machen, wie man feiern möchte. Frauen, die mit Hingabe Familienfeste wie Weihnachten vorbereiten, machen das schon immer. Uns Männern ist dieses Wissen  möglicherweise nicht so nahe liegend.

Bei der Planung ließ ich mein Leben Revue passieren. Ich machte mir Gedanken, welche Menschen mir auf meinem Weg entscheidend waren - und sie eingeladen, als Redner oder als Gast. Meine Wegstationen darstellen, meine Entwicklungen aufzeigen – all das, was ich sonst in meiner Praxis meinen Klienten biete sollte nun Teil des Festes sein. Es sollte eine Würdigung meiner Arbeit sein, aber auch die Botschaft enthalten: "Seht her, hört her: Das alles ist möglich in der Psychologie und mit Psychologie."

Und natürlich wollte ich  feiern! Es sollte allen schmecken, es sollte schön sein. Ich  hatte zuvor die Speisen gekostet, Weine und Sekte probiert - allein das war schon ein Genuss und steigerte die Vorfreude. Ich hatte mir Gedanken gemacht über die Musik und über die Blumen. Ein Teil der schmückenden Sonnenblumen waren übrig geblieben und erinnerten mich noch Tage nach dem Fest beim Nachhausekommen daran, wie schön der Abend war.

Und dann war er da, der Donnerstag im Juli.

Dass Reden auf mich gehalten werden würden, wusste ich ja. Darum hatte ich gebeten. Scherzend sagte ich noch zu Beginn des Abends, ich wollte nicht warten, bis lobende Grabreden gehalten werden, die ich ja dann doch nicht mitbekäme. 

Frohgemut und erwartungsvoll saß ich in der ersten Reihe im Saal.

Doch was dann kam, hat mich überwältigt.

Ih dachte, ich sei vorbereitet und wüsste was kommt.

Aber was ich nicht bedacht hatte, war, was das alles mit mir machen würde.

Ich war überwältigt.

Es war kaum auszuhalten. Das war so was von schön.

Es hat mich vor Wonne, vor Glück fast zerrissen.

Jeder der Redner hatte etwas herausgegriffen – aus seinem und meinem Leben und wie einen Edelstein geschliffen, poliert und gefasst.

Etwa Herr … vom Regierungspräsidium Stuttgart. Er erzählte, wie er seit der Schulung im vergangenen Jahr durch mich einen neuen Blick auf  die Kostbarkeit des Augenblicks bekommen hat.

Oder der Geschäftsführer Herr … von der Haller Diakonie. Wie er meine Gäste dazu bewog, mit Schalk und Fröhlichkeit den Refrain seiner Rede mitzurufen: „Der Gunter, der König von Hall.“ Was für eine Idee!

Oder Herr … vom Sonnenhof. Der einen Blick in den Himmel wagte und meinte, ich müsste dort der Anführer der himmlischen Lachbrigade sein!

Sehr berührt hat mich die Schilderung von Herrn …. Wie er erzählte, wie meine Begleitung ihm geholfen hat, dass er sein Leben trotz Krankheit in seiner Fülle genießen kann. Und dass er sofort den Therapeuten gewechselt hätte, wenn er gewusst hätte, dass er Jahre später bei einem solchen Fest eine Rede halten müsste.

Das sind Augenblicke, die mich innerlich wieder und wieder bewegen.

Das alles berührt mich so und ich kann noch gar nicht alles richtig fassen. Es wirkt sich aus – jetzt, indem ich mich wieder und wieder daran freue. Ich bin mir sicher, es wird sich auch mittelfristig für mich auswirken. Ich habe dadurch einen neuen Blick auf mich und meine Arbeit bekommen.

Irgendwie hat es auch etwas märchenhaftes.

In Märchen bekommen Neugeborene von guten Feen und guten Menschen etwas in die Wiege gelegt. Gaben, die ihnen auf ihrem Lebensweg wichtig sind.

Bei diesem Fest wurde ich reich beschenkt.

Doch die Situation ist eine andere: Ich bin kein neugeborener Knabe mehr, ich habe einen großen Teil meines Lebens gelebt. Und so fallen die Geschenke, die ich bekommen habe, anders aus.

Die Gaben spiegelten einen Teil dessen wieder, was ich in meinem Leben in die Welt getragen habe – sie zeigten auch, was ich aus den Geschenken, die mir in die Wiege gelegt worden sind, gemacht habe.

Das macht mich glücklich, das ist ein großer Schatz, den ich zurückbekommen habe.

„Danke“ an alle, die dazu beigetragen haben.

Gunter König

Übrigens: Fotos und Filmsequenzen des Festes können demnächst auf meiner Homepage abgerufen werden.