Dienstag, 7. Oktober 2014

Eine klare Linie erlaubt auch Kurven



KönigsImpulse im  Oktober

Eine Handreichung für Führende und Menschen, die sich entfalten wollen. Die KönigsImpulse dienen der Inspiration, dem Dranbleiben und Innehalten.

 



Eine klare Linie erlaubt auch Kurven 
                                            © Michael Marie Jung (1940)


Ein Karikaturist zieht eine Linie – nach wenigen Strichen erkennt man eine bestimmte Person. Einige deutlichen Linien reichen aus, Charakteristisches zu zeigen, und jeder weiß beim Betrachten dieser Linien auf einen Blick ganz vieles über die Person.

Im Oktober möchte ich Sie dazu anregen, klare Linien zu ziehen – wo auch immer, ob im Beruf, in der Freizeit.
Eine klare Linie brauchen Sie in der Buchhaltung (etwa beim Strich unter die Rechnung setzen) oder in der Architektur, oder ………..
Klare Linien schaffen Arbeitsstrukturen und erleichtern die Zusammenarbeit, weil geklärt ist, wer miteinander auf einer Ebene steht, wo oben und unten ist, wo innen und außen, wer an welchem Platz für welche Bereiche zuständig ist.
Klare Linien stehen anstelle von Ziffern auf manchen Uhren und gliedern die Zeit – und an Ihnen liegt es, festzulegen, wie viel davon für Arbeit und Familie, Regeneration und Sport oder Muße genutzt wird. Entspricht das Verhältnis dem, was Ihnen gut tut oder sollten sie daran etwas ändern – wenn ja, was genau?

Von manchen Leuten sagt man, sie verfolgen eine klare Linie. Damit sind Menschen gemeint, die eindeutig Stellung beziehen, die klar benennen wofür sie sind, wofür sie stehen. Meist schwingt Anerkennung mit, wenn von solchen Personen gesprochen wird – Mut gehört dazu sich zu positionieren und das macht angreifbar. Leichter ist, sich im Strom treiben zu lassen, als mit einer eigenen Bewertung der Gegebenheiten das Leben zu gestalten. Dabei macht es Menschen glücklich, wenn es ihnen gelingt, aus eigener Kraft, mit eigenen Ideen ihr Leben zu gestalten. Wer sich klagend den Gegebenheiten unterwirft, wird weniger froh sein als derjenige, der mit Mut und Tatkraft gestaltet.

Doch wie gelingt es, Ziele festzulegen und dann auch umzusetzen?
Die Schritte sind ganz einfach, hier ganz kurz drei Etappen zum Ziele festlegen:
    1. Sich einen Überblick über die Möglichkeiten verschaffen
    2. In sich Hineinspüren, was Ihnen entspricht
    3. Sich bewusst und von Herzen für die beste Alternative entscheiden und mit wenigen Strichen die wichtigsten Linien skizzieren

Klare Linien stehen manchmal nur auf Papier. Sprich: Es fällt leichter, ein Ziel verbal zu benennen, als es tatkräftig anzusteuern. Das merke ich selbst in diesen Tagen, wo ich doch täglich spazieren gehen will. Und es bremst mich nicht nur der berüchtigte innere Schweinehund – nein, das ist eine ganze Schweinehundhorde. Zahlreiche Widrigkeiten tauchen urplötzlich auf, innere und äußere Hürden entmutigen mich, meinen Hut und Mantel zu nehmen. Und dabei ist es ja wirklich so einfach: Schuhe schnüren, in den Mantel schlüpfen, den Hut aufsetzen und losgehen.

In der königlichen Schatzkammer finde ich für mich und Sie dazu folgende Empfehlung:

    1. Ich mache mir den oben skizzierten Entscheidungsprozess      
       nochmals bewusst. (Ich kenne die Anforderungen meiner Tage und 
       ich weiß, was mir als Ausgleich körperlich und seelisch gut tut. 
       Nachdem ich die Alternativen geprüft habe - schwimmen, joggen, 
       Radfahren, Spazierengehen - entscheide ich mich und lege das 
       Zeitfenster fest.)
    2. Obwohl eigentlich klar ist, was ich machen möchte, taucht 
        manchmal, wenn ich losgehen sollte, in mir der kreative Macher
        auf, der meint, „ach dies oder jenes könnte ich noch geschwind 
        tun“ oder der bequeme Genussmensch, „ach jetzt ein schönes 
        Buch, ein Glas Wein und die Beine hochlegen“. Die beiden kenne 
        ich gut. Ich begrüße sie freundlich und rufe meinen inneren 
        Sportcoach zu Rate, der mir und den beiden erklärt, warum es mir 
        gerade jetzt gut tun wird, wenn ich spazieren gehe. Da ist es gut, 
        dass ich mich zuvor schlau gemacht habe und mein Inneres Team 
        ganz gut kenne - von eigenen guten Argumenten lasse ich mich 
        überzeugen. Ich danke dem kreativen Macher und dem bequemen 
        Genießer und nehme lächelnd Hut und Mantel . . .
    3. Wenn ich beim Laufen bin, freu ich mich am Augenblick. Ich 
        konzentriere mich auf das Schöne, das mir dabei begegnet: das 
        Knirschen des Kieses unter meinen Schuhen, die kühle Luft, die 
        mich erfrischt, das weiche Zwielicht. Ich mache mir bewusst, dass
        ich eine gute Wahl getroffen habe und freu‘ mich mal 
        überschwänglich, mal innig über das Erleben. So lege ich die Basis 
        dafür, am nächsten Abend wieder Hut und Mantel zu nehmen.

Sie merken: Eine klare Linie ziehen hat sowohl mit Verstand zu tun und mit Gefühlen. Wie oben vermerkt: Eine klare Linie erlaubt auch, eine Kurve zu ziehen.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Zeichnen und Gestalten, beim Entscheiden und für sich Einstehen. Und wenn Sie weitere Anregungen oder Begleitung dabei wünschen – Sie wissen ja: Ich freu mich immer auf ein Gespräch mit Ihnen.
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Ihr Gunter König