Eine
Handreichung für Führende und Menschen, die sich entfalten wollen. Die
KönigsImpulse dienen der Inspiration, dem Dranbleiben und Innehalten.
Die Natur entfaltet ihre Pracht bisweilen
ohne Zweck.
Zuweilen sogar mit einem Luxus.
Anne Louise de Stael
Einen schönen Tag, wünsche ich Ihnen,
jetzt im November.
Das Klagen fällt in diesen Tagen
besonders leicht, da braucht es ganz wenig. Sage ich beispielsweise leichthin
„Heut’ Morgen war’s ganz schön neblig“, kommt bestimmt bei 80 Prozent der
Gesprächspartner als Antwort: „Ja, ganz furchtbares Wetter! So trüb und dunkel
ist’s.“ Und dann folgt eine mehr oder weniger lange Beschreibung der
trübseligen Tage und der noch betrüblicheren Auswirkungen. „Man möchte glatt in
Depressionen verfallen“, setzt mancher seiner Beschreibung hinzu. Ja, Ja, so
schmunzle ich in mich hinein.
Sie können es ja ausprobieren, ob Ihre Lieben, ihre Kollegen auch so reagieren. . . und . . . Achtung unter Umständen beginnt ein wundervolles Gespräch, bei dem Sie am Ende beide lachend weiter gehen.
Dazu fällt mir die
Vorsorgeuntersuchung beim Arzt ein: Dieser klopft mit dem Gummihämmerchen auf
das Knie, und der Unterschenkel schnellt unwillkürlich nach vorne.
So scheint es auch mit der
gewohnheitsmäßigen Reaktion im November zu sein.
Sage ich: „Schauen Sie, wie das
regnet.“ Kommt beispielsweise als Antwort, „Ja, bei dem Mistwetter würde man
keinen Hund vor die Türe schicken.“
Sage ich: „Jetzt wird’s wieder früher dunkel.“
Meint mein Gesprächspartner, „Ach, war das schön im Sommer. Bis nach 22 Uhr
war’s hell. Und jetzt. . .“
Doch, das mit dem trüben November ist
kein Reflex, der angeboren ist. Das ist eine Gewohnheit, eine kulturelle
Routine. Kurzum: ein gelernter Reflex.
Das Umlernen, das sich selbst auf die
Schliche kommen und Gegenlenken, kann unbändig Freude bereiten.
Mein Tipp heute: Schauen Sie genau
hin. Üben Sie, im Grauen die Farbe zu sehen.
Wenn Sie morgens aus dem Haus treten:
Nebelschwaden. Der Blick auf die Welt ist verstellt. Erst wenn Sie genauer
hinschauen, sehen Sie die verblühten roten Rosenknospen im Vorgarten oder die
unterschiedlichen Grün- und Gelbtöne und die sich wandelnden Strukturen auf den
Wiesen und Äckern und Dächern. So wie der knospende Baum im Frühling voller
schöner Wunder ist, so ist auch das Welken der Pflanzen, das Vergehen der
vordergründigen Pracht von eigener, besonderer Ästhetik. Wann haben Sie ein
halbzersetztes Ahornblatt bewundert, wenn der Verfall die Blattstruktur freigelegt
hat? Die Ästhetik des Verfalls können Sie auch beim morgendlichen Zähneputzen
vor dem Spiegel studieren und sich aufmunternd zuzwinkern.
Es lohnt sich, auf Gewohntes mit
nüchternem Blick zu schauen, um die Wunder zu entdecken.
Darf ich Sie dazu einladen?
Zur Vorbereitung, atmen Sie aus.
Dann atmen Sie ein.
Atmen Sie langsam aus, und lächeln
Sie.
Atmen Sie langsam ein, und lächeln
Sie.
Falls Ihnen das schwer fällt, rate ich
zum buddhistischen zwei-Finger-Lächeln:
Fassen Sie mit Ihren Zeigefingern an
Ihre Mundwinkel und schieben Sie diese nach oben.
Geht doch!
Atmen Sie aus, und lächeln Sie.
Atmen Sie ein, und lächeln Sie.
Und jetzt schauen Sie mit weichem
Blick in den Raum vor Ihnen.
Welche Farben sehen Sie?
Welche Farbe lieben Sie?
Nebelverhangene Grüße mit dem Wissen um die dahinter liegende Sonne
Ihr Gunter König