Donnerstag, 9. Februar 2012

Eine Handreichung für Führende und Menschen, die sich entfalten wollen.


Mit der Zeit wird die Maske zum Gesicht.


Guten Tag,

Fasching, Fastnacht, Karneval: sich ausgelassen gehen lassen, Unerhörtes tun, Schabernack treiben – was für ein befreiendes Vergnügen.

Es ist Spiel, Unsinn, eine Gaudi, eine Verheißung. . .

Gerne erinnere ich mich an einen Faschingsball vor gut 40 Jahren, an dem ich an einem Abend in drei verschiedene Rollen schlüpfte. Ich trug einen Trenchcoat, ein gestreiftes Hemd, einen Schal und ein französisches Käppi. Erst spielte ich den Detektiv, den Schnüffler. Als ich den Mantel abgelegt hatte, nahm ich die Pose des Philosophen und Lebenskünstlers ein. Schließlich nahm ich den Hut ab und band mir den Schal als Schärpe um die Hüften. Jetzt war ich Seeräuber. Welch ein Vergnügen!

In andere Kleider und andere Rollen schlüpfen, sich eine Maske aufsetzen, das machen wir auch im Alltag. Als Coach bin ich mal Trainer, mal Clown, mal Lehrer, mal Begleiter, mal Therapeut- je nachdem, was die Situation erfordert, je nachdem, was in mir mit schwingt.

Masken wirken nach Innen und Außen: Eine Rolle kann nur ausgefüllt werden, wenn in mir Resonanz ist, wenn sie stimmig ist. Wenn die Maske auch Ausdruck von dem ist, was ich in mir trage. Durch die Maske schimmert immer auch ein Teil meiner Person durch und zeigt klar geschnitzt, wer ich in dieser Situation bin oder sein möchte. Gleichzeitig schützen Maske und Rollenspiel die verborgene Person.

Es ist manchmal eine Herausforderung, leicht von einer Rolle zur anderen zu wechseln (etwa erst fordernder Teamchef zu sein, dann unterstützender Kollege). Das geht leicht, wenn Sie sich die Widersprüchlichkeiten der Rollen bewusst machen.

Manchen wächst, wie im Eingangszitat geschrieben, die Maske ans Gesicht und erstickt, fesselt das Leben des Maskenträgers. Wer nur noch das tut, was die anderen oder die Situation erfordert, und nicht den vielstimmigen Chor der inneren Stimmen hört1, ist im wahrsten Sinn des Wortes selbst-los.

Ich möchte Sie einladen, ihren un-erhörten, verschämten oder unbekannten Stimmen zuzuhören. Kosten Sie’s aus, mal anders zu sein. Seien Sie neugierig auf sich. Sie können frei wählen, wen Sie spielen möchten. Sie können auch nur so tun als ob („ich bin so ganz anders"). Horchen Sie in sich hinein, was in Ihnen mitschwingt. Schöpfen Sie aus der Fülle Ihres inneren Reichtums. Und: Kosten Sie die Rollen aus, schlüpfen Sie in die Verkleidung, gestalten Sie die Posen und Gesten und Mimiken, sprechen Sie eine andere Sprache!

Viel Freude beim Entfalten und Ausschöpfen Ihrer Selbst

Ihr Gunter König